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Wie denkt ein Osteopath?
In diesem Artikel möchte ich euch die Sichtweise der osteopathischen Behandlung anhand eines Fallbeispiels aus der Praxis näherbringen.
Ein gesunder Körper ist auf eine gut funktionierende Leber angewiesen.
Das Oberbauchorgan erfüllt viele Lebensnotwendige Aufgaben, wie bspw.:
- Proteinherstellung aus Aminosäuren
- Herstellung von Blutgerinnungsstoffen
- Gallensaftproduktion
- Abbau von alten roten Blutkörperchen
- Beteiligung an einem gesunden Immunsystem
- Speicherfunktion für Zucker, Vitamine und Metalle
- Entlastung des Herz-Kreislaufsystems durch Blutspeicherung
- Aufrechterhaltung der Körpertemperatur
- Entgiftung andersgeschlechtlicher Hormone und Gifte wie Alkohol
Darüber hinaus gibt es interessante Zusammenhänge zwischen osteopathischen Dysfunktionen und der Leber.
Mögliches Fallbeispiel für Halswirbelsäulenbeschwerden:
Täglich viel Stress in Kombination mit Bewegungsmangel – ein fatales Duo.
Die stetige Ausschüttung von Stresshormonen bewirkt eine erhöhte Durchblutungsrate in der Skelettmuskulatur, Herz und Lungen – die Zirkulation im Bereich der Bauchorgane inklusive der Leber läuft auf Sparflamme.
Die Leber speichert bei körperlicher Inaktivität Blut, um das Herz-Kreislaufsystem zu entlasten. Das Organ ist in eine Faszie/Kapsel gehüllt, welche über sensible Fasern aus der Halswirbelsäule versorgt wird. Kommt es aufgrund der oben beschriebenen Mechanismen zu einem venösen Blutstau in der Leber, vergrößert sich Ihr Volumen, wodurch die Kapsel einem erhöhten Druck ausgesetzt ist.
Die Folge kann eine „Kapselreizung/Faszienreizung“ sein. Dadurch kann es zu einer negativen Rückkopplung bis in die Halswirbelsäule kommen und zu einem sog. faszilitiertem Gelenk führen.
Was ist ein faszilitiertes Gelenk?
Im oben beschrieben Fallbeispiel sendet die Leberkapsel ein dauerhaftes „negatives“ Signal in Richtung Nervenwurzel im Bereich der Halswirbelsäule. Es kann nun wie bei einem Feuerbrand zu einem Übergreifen des Signals auf benachbarte Nervenstränge kommen. Das Ergebnis kann dann ein Blockiertes Gelenk und Schmerzen sein.
Wie kann Osteopathie hier helfen?
Der Osteopath wird sein Hauptaugenmerk auf die Ursache des jeweiligen Problems legen. Im beschriebenen Fall kommt es zu Beschwerden der Halswirbelsäule aufgrund einer osteopathischen Dysfunktion der Leber. Dies wird ausgelöst und unterhalten durch aus dem Ruder geratene Stressmechanismen.
Der Therapeut wird folglich:
- dämpfend auf das Stresssystem einwirken (Sympathikus)
- triggernd auf den Gegenspieler des Stresssystems einwirken (Parasympathikus)
- den Venösen Abfluss der Leber positiv Beeinflussen
- die Zirkulation der Leber anregen
- die blockierten, faszilitierten Gelenke in der Halswirbelsäule behandeln / auflösen
Zusammenfassung der Behandlung
Aus osteopathischer Sicht macht es Sinn, sowohl die Wurzel des Übels (Leber) als auch die Lokale Beschwerde (Halswirbelsäule) zu versorgen. Idealerweise sind die Beschwerden bei erfolgreicher Behandlung dann dauerhaft beseitigt.
Abschließende Worte
Ich hoffe ich konnte mit diesem etwas ausführlicheren Fallbeispiel einen Einblick in die osteopathische Denkweise ermöglichen.
Es bestehen viele anatomische Verbindungen, welche der Patient nicht kennen kann. Daher sollte zumindest rudimentär eine Erläuterung Seitens des Osteopathen erfolgen. Bei mangelnder Kommunikation des Therapeuten wundert sich ggf. so mancher Patient, warum der Osteopath im Bauchraum arbeitet, obwohl die schmerzende Stelle doch weit weg an der Halswirbelsäule ist.
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